Ich mach mein Zimmer neu

Chorfreizeit mit dem Mädchen, in das mein bester Freund 10 Jahre später verliebt war.
Derselbe beste Freund, über den ich in meinem ersten Tagebuch schreibe, weil er mich dazu bringt mit meiner ersten Liebe Schluss zu machen. „Und wenn in 3 Wochen alles anders ist, er mich nicht liebt, war dann alles umsonst?“. Hätte ich damals schon gewusst, dass wir uns jetzt so unglaublich nahe sind, dass wir nach einer gemeinsamen Wohnung suchen.
Und werde ich in 10 Jahren über genau diese Pläne lachen?
So viele Bilder aus dem Winterurlaub, jedes Jahr  haben ich und dieses Mädchen das größte Iglu im ganzen Dorf gebaut. Letzte Woche hat sie mich auf Facebook geaddet.
Ein kleiner Zettel mit einer Internetadresse, auf der ich ihm meine Liebe gestehe. Er hat die Seite wohl nie gesehen. Direkt daneben ein Brief zu unserem 1-Jährigen Zusammensein. Und ein Foto, auf dem ich einen Anderen küsse.
„African Jigsaw“, „Hoffnungsland“, ich wusste garnicht, dass diese Noten immernoch irgendwo versteckt waren. Ein bisschen Vergangenheit in meinen Händen.
Ein paar Seiten in einem Buch, auf die meine Träume gekritzelt sind. 5 gefüllte Hefte mit Detektivfällen von „Tina und Tinka“. Wir waren um die 10 Jahre alt, glaube ich.  Ob diese Art von Kreativität wohl immer noch irgendwo in mir schlummert? „Tina“ gibt es jedenfalls immer noch in meinem Leben. Aber wir reden jetzt mehr über unseren Mathelehrer oder nervige Mitschüler, als über verdächtige Nachbarshunde. Und am Wochenende gehen wir Snowboarden, mit dem Jungen, dem ich auf dieser Internetseite meine Liebe gestand und dem Anderen wegen dem ich mich von ihm trennte.

Der Abschiedsbrief von dieser einen tollsten Freundin. „Ich habe meine Seite gewählt, und sie ist leider bei meinen anderen Freunden“. Ich grüße sie in der Schule,  „soulsisters“ sind wir schon lange nicht mehr.

Fotos von den Orten, mit denen ich jetzt ganz andere Erinnerungen verbinde. Damals war ich dort mit dem kleinen aus meiner Schule, der jetzt Abitur macht. Sein überhebliches Grinsen sah schon genauso aus, als er 11 war.

Lustigää Bildergeschichten von meinen Freunden aus der 8.Klasse. Unter einem Bild von der Braunhaarigen steht „Ich weiß nicht was ich ohne sie machen würde.“ Ich hab dich immer noch lieb Jule, weißt du?
Dazu der Soundtrack von dem alten MP3-Player. Und Zeitmaschinen gibt es doch.

Ich mache mein Zimmer neu, und damit hört hier eine  Zeit auf, wird in diese Kiste gestellt und ist von jetzt an nur noch Erinnerung und nicht mehr mein Leben.
 Eine neue fängt an. Wahrscheinlich die letzte hier, in diesem Raum und diesem Haus.