Seit zwei Wochen wieder in Amerika bei meiner liebsten Familie und ich unternehme wunderbar komische Sachen mit ihnen. Es ist seltsam hier zu sein, wenn man ein bisschen Abstand hatte sieht man alles wieder mit anderen Augen. Ich muss mich erst wieder dran gewöhnen, wie bescheuert viel Geld hier für Stromrechnungen ausgegeben wird („wir lassen mal den Fernseher an, wenn wir weg gehen, damit die Hunde uns nachher sagen können, wie das Golfturnier ausgegangen ist“), dass Menschen als gute Menschen gelten, wenn sie jeden Tag 4 Seiten in der Bibel lesen, aber ein Dreck darauf geben irgendetwas zu teilen oder sich für Freundschaften einzusetzen oder dass manche Jungs jetzt ihren Pickuptruck verkaufen, den sie überhaupt nicht brauchten. Nicht etwa weil es beschissen für die Umwelt ist sondern aus dem einzigen Grund, dass sie das ganze Benzin nichtmehr bezahlen können.
Ich achte jetzt noch mehr auf alle blöden Sachen, weil seit letzten Mittwoch mein Lieblingsmensch hier ist und ich wahnsinnige Angst habe, dass es ihm nicht gefällt und er das Gefühl hat, er hat sein Geld verschwendet.
Seine Mutter hat ihm auf ihrer Abschiedskarte geschrieben, dass Amerika nicht aus Schokolade ist… jedenfalls nicht nur.

Sie hat wohl Recht, und zwar auch damit dass es durchaus schokoladige Seiten gibt, über die ich mich jedesmal wieder neu freue. Und es freut mich besonders, dass Lieblingsmensch diese Seiten auch sieht und ich nicht das Gefühl habe, dass ich mir alles wunderbare vielleicht nur eingebildet habe.
Ich war in einem Wasserpark, also ein Vergnügungspark aus Wasserrutschen und Achterbahnen, das hat total viel Spaß gemacht. Und nachdem wir ihn vom Flughafen abholten hatten, sind wir nach Arkansas gefahren um dort ein paar Tage Urlaub zu machen. Es ist super dort, nicht ganz so erdrückend heiß, wie in Mississippi aber trotzdem so, dass man den ganzen Tag auf dem Boot in der Sonne liegen kann und trotz Sonnencreme mit LSF 100 (gibt’s wirklich) Sonnenbrand kriegt. Es ist auch sehr super Wasserski zu fahren (auch wenn er mich gnadenlos abzockt:)), von Klippen zu springen oder riesige Forellen zu angeln.
Dass er diese glücklichen Sachen mit mir macht, macht sie doppelt so gut. Und es amüsiert mich ziemlich zu sehen, wie er immer mehr amerikanisiert. Wie er inzwischen in jeden zweiten Satz ein „like“ einbaut, genauso wie ich am Anfang, wie sein sauberes britisches „a“ immer mehr zu einem kaugummi „ä“ wird. Es freut mich riesig, wenn er Dr.Pepper statt Cola bestellt und ich konnte nicht aufhören zu grinsen, als er zum ersten Mal „Thank you, sir“ gesagt hat. Es macht mich glücklich, dass er jetzt besser verstehen kann, was Amerika für mich bedeutet und es sogar selber ein bisschen erleben kann.

Abgesehen davon ist es so unrealistisch dass er hier ist, an dem Ort, an dem ich ihn solange vermisst habe.